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Martin Bucer

Martin Bucer

Herkunft und erste Weichenstellungen

Der vermittelnde Elsässer

Letzte Stationen

Große Leistungen und Schwächen

Bucer als Vorbild für unsere Zeit

Martin Bucer

Der deutsche ökumenische Theologe und protestantische Reformator war bestrebt, die verschiedenen protestantischen Gruppen seiner Zeit miteinander auszusöhnen und hieß eigentlich Martin Butzer (1491-1551).

Herkunft und erste Weichenstellungen

Bucers Familie trug ursprünglich den Nachnamen Kuhhorn. Martin wurde am 11. November 1491 in Schlettstadt (heute Sèlestat, Frankreich) geboren. Im Alter von 15 Jahren trat er in den Dominikanerorden ein. 1521 trat er aus dem Orden aus und heiratete die ehemalige Nonne Elisabeth Silbereisen. Er wurde Lutheraner und stand später unter dem Einfluß von Desiderius Erasmus.

Der vermittelnde Elsässer

In Straßburg, wo die Reformatoren danach strebten, religiöse und staatliche Reformen durchzuführen, übernahm Bucer bald eine führende Rolle. In dem Streit zwischen den Reformatoren Martin Luther und Ulrich Zwingli über den Wortlaut der Eucharistie vermittelte Bucer zwischen den norddeutschen lutherischen Gruppen und den schweizerischen süddeutschen Gruppen, die Zwingli unterstützten. Er diskutierte häufig mit den radikalen Täufern in einer Haltung der Offenheit und der gegenseitigem Achtung. Er versuchte sogar, die Katholiken und Protestanten mit einer Kompromißtheologie zu versöhnen, was im Religionsgespräch in Regensburg (1541) zum Ausdruck kam.

Letzte Stationen

Nach seiner Verbannung aus Straßburg wegen seines Widerstandes gegen das Augsburger Interim (1548), das von Kaiser Karl V. verhängt wurde, fand Bucer Zuflucht in England. Dort lehrte er Theologie an der Universität Cambridge und half bei der Durchführung des Reformationswerkes der englischen Kirche unter Thomas Cranmer, der zu der Zeit Erzbischof von Canterbury war. Bucer starb am 28. Februar 1551 in England. Im Anschluß an das vorübergehende Wiederaufleben des Katholizismus in England unter Königin Maria wurde sein Leichnam exhumiert und 1557 öffentlich verbrannt.

Große Leistungen und Schwächen

Bucer erkannte die Notwendigkeit kirchlicher Disziplin, die seiner Meinung nach jedoch nicht dogmatisch sein sollte. Als beispielsweise Philipp I., der Großmütige, zum zweiten Mal heiratete, rechtfertigte Bucer diese Handlung, indem er Präzedenzfälle anführte. Diese Haltung entfachte schließlich einen Meinungsstreit, der Bucer in Verruf brachte. [Quelle: Microsoft Encarta 97]

Bucer als Vorbild für unsere Zeit

Bucer war seiner Zeit in vielem weit voraus und ist uns darin bleibend ein Vorbild:
1.    als Theologe des Heiligen Geistes;
2.    in seinem frühen Einsatz für die Weltmission;
3.    in seinem Versuch, mit allen Irrenden zu sprechen und sie trotz allem freundlich mit der Schrift in der Hand zu gewinnen;
4.    in der Gewissheit, dass wir alle Fehler machen und auch theologisch nie vollkommen sind;
5.    in der Unterscheidung von unaufgebbaren Glaubensgrundlagen und weniger wichtigen theologischen Sichtweisen;
6.    in der Energie, mit der er eindeutige theologische Überzeugungen mit dem ständigen Hören auf Andersdenkende verband;
7.    in der Lehre, dass Vielfalt nicht automatisch der Einheit widerspricht;
8.    in dem energischen Versuch, auch festgefahrene Positionen wie die Tauffrage dennoch immer wieder neu in Bewegung zu bringen;
9.    in der Betonung der Liebe in der Ethik;
10.    in der Betonung, dass die forensische Rechtfertigung und die Veränderung unseres Lebens durch die Heiligung des Heiligen Geistes keine Widersprüche sind, sondern zusammengehören;
11.    in der Betonung, dass eine Gebotsethik durch eine Situationsethik ergänzt werden muß;
12.    in der Betonung der Liebesbeziehung als Kern der Ehe;
13.    im Aufgreifen der neutestamentlichen Bedeutung kleiner Gemeinschaften neben der großen Kirche;
14.    in der kreativen strukturellen Antwort auf Herausforderungen der Zeit (z. B. in der Konfirmation);
15.    in seiner kritischen Haltung dem Staat gegenüber; und in seiner Forderung einer Kirche, die frei von staatlicher Führung ist.